Hier können Sie sich inspirieren lassen:
• Aus den Gesprächen mit bisheringen Gewinnern im »Schaufenster Hessen«
• Über »Hingucker« und besondere Strategien im Schaufenster
• Gedanken unseres Schaufenster Hessen-Moderators Raffael Pfaff, Buchhandelsvertreter in Hessen
Wir haben die früheren Gewinner im Schaufenster Hessen ein wenig ausgefragt, wie sie mit ihren Schaufenstern umgehen. Das war interessant und aufschlußreich!
Die Haupt-Aufgabe eines Schaufensters sehen die bisherigen Preisträger von »Schaufenster Hessen« natürlich darin, das Interesse der Kunden zu wecken und einen Kaufimpuls auszulösen: Laut Herrn Gräbener vom Buchladen in Langen darf dieses oberste Ziel trotz aller »Gestaltungseuphorie« nicht vergessen werden. Die künsterlische Qualität des Schaufensters stellt er, bei aller Freude am »schönen Fenster« in den Hintergrund; wichtiger ist, dass die Kunden einen Bezugspunkt im Schaufenster finden können. Deshalb auch sollte es nicht zu abstrakt, also mit möglichst vielen lokalen Bezügen gestaltet sein.
Frau Karadzole von der Buchhandlung Lesezeichen in Darmstadt fügt hinzu, dass der Kunde nicht mit zu viel Text im Schaufenster überfordert werden sollte – wir haben Schau-Fenster zu gestalten, nicht Lese-Fenster. Stattdessen sollen Plakate und Banner mit kurzen, prägnanten Texten das Schaufenster schmücken und die Aufmerksamkeit »vorsortieren«. Das Schaufenster soll laut Frau Karadzole außerdem unbedingt ein verbindendes Element beinhalten, das beispielsweise saisonaler Art sein kann und die ausgestellten Produkte, sprich Bücher, in Zusammenhänge bringt. Ein schönes Beispiel dafür waren die Äpfel aus Buchseiten im Schaufenster der Buchhandlung Bindernagel in Friedberg, die symbolisch die Heimat mit dem Thema Buch verbanden und dem Schaufenster damit zum zweiten Platz im letzten Jahr verhalfen.
Frau Amend von der Buchhandlung Lehmanns in Marburg erklärt, dass im Schaufenster nicht nur die Bücher aufeinander abgestimmt werden sollten, sondern auch alle anderen darin befindlichen Objekte (bis hin zu den Regalen). Dabei spiele auch die Farbkonzeption eine Rolle, die das Schaufenster zu einem in sich stimmigem Kunstwerk machen könne und verhindere, daß man einfach ein wild vollgestopftes Sammelsurium vor sich habe. – Viele der bisherigen Gewinner-Schaufenster berücksichtigten dies und ließen die immer wiederkehrende »Hessen-Farbe Rot» in den Schaufenstern dominieren. – Außerdem ist laut Frau Amend ein »Aufhänger« im Schaufenster wichtig, der die Kunden direkt anspricht und den die Kunden dann ihrerseits als Gesprächansatz in der Buchhandlung nutzen können. Dies kann auch der Austausch von Produkten mit anderen Einzelhändlern der Umgebung bewirken, Frau Amend hatte beispielsweise gelegentlich ungewöhnlich gestaltete Regale von benachbaren Inneneinrichtern in ihren Fenstern, während sie dort auch ihre Bücher leihweise unterbrachte – stark werbewirksame gegenseitige Verweise!
Über »Hingucker« und besondere Strategien im Schaufenster
Frau Heinicke-Krabbe von der Libra Buchhandlung Oberursel betont, dass das Schaufenster trotz allen strategischen Überlegungen immer noch unbedingt ein „Hingucker“ sein sollte, der die Aufmerksamkeit der vorbeilaufenden Kunden auf sich zieht und ihr Interesse weckt. – Was uns zu der Empfehlung führt, sich immer wieder grundlegend zu abzuwägen, ob man mit einem Fenster eher Lauf- oder Stammkundschaft einfangen möchte – jenachdem sollte man dann eher schlaglichthafte Elemente und Hingucker oder doch eher langsamer wirkende komplexere Gestaltungen wählen.
Die Hingucker der Gewinner-Schaufenster der letzten Jahre waren größtenteils typisch hessische »Goodies« wie Bembel, Apfelwein, Handkäs, Würste und Würstchen, Obst, Äpfel oder Postkarten und Fotos mit Hessen-Motiven. Zudem versuchten einige Buchhändler, besonders die Kunden direkt vor Ort anzusprechen, indem der Schwerpunkt auf regionale Deko-Gegenstände gelegt wurde. Einmal wurde dafür beispielsweise etwas aus dem Regionalmuseum geliehen und im Schaufenster plaziert, um eine enge Bindung zur Heimat zu signalisieren. – Warum dabei nicht einmal, neben den landwirtschaftlichen Welten, auch andere Gewerke und Gewerbe von vor Ort ins Schaubild rücken?
Höchst amüsant auch die Erzählung einer Buchhändlerin, die sich Wochen lang über einen Rohrbruch in der Teeküche der Buchhandlung ärgerte – bis sie kurzerhand die alten Rohrteile und Flansche, die der Klempner aus der Wand gepuhlt hatte, als Deko-Assecoires einsetzte. Und die Kundschaft kam scharenweise herein, tröstete, fragte nach dem buchhändlerischen Alltag, begann neben den Gesprächen über das Rohrunglück in den Büchern zu stöbern, kaufte. – Man zeigt, leiten wir daraus ab, letztlich auch sich selbst ein Stück wiet in seinem Schaufenster.
Eine ganz besondere Fenster-Gestaltung stammt von der Hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg, leider 20 km außerhalb Hessens: Man hat im Schaufenster einen der lese-trächtigsten, dabei vielfältigst vorhandenen Plätze der Welt in den Blick der Passangen gerückt – das Stille Örtchen. Sehen Sie selbst!
Gedanken unseres Schaufenster Hessen-Moderators Raffael Pfaff
Rapffael Pfaff ist Buchhandelsvertreter in Hessen, viele Buchhändlerinnen und Buchhändler kennen ihn seit vielen Jahren. Er hat unseren Wettbewerb 2017 im Haus des Buches moderiert – und er wird uns demnächst einige seiner Gedanken dazu ausplaudern. – Bleiben Sie neugierig!